DOMINO

AT / 2005 / 12 min
Verleih: sixpackfilm
   
„Wenn man aus einem Ort bestimmte Assoziationen herauslöst, wenn man sich unmittelbar mit seiner visuellen Erscheinung befaßt, mit dem, was Roland Barthes das „Simulakrum des Objekts“ nennt, so ist das Ziel, eine neue Art von Bauten als eine Gesamtheit zu verstehen, die neue Bedeutungen erzeugt.“ (Robert Smithson)
„Domino“ bezeichnet ein Konstruktionssystem aus Stahlbeton das 1914 von Le Corbusier entwickelte wurde. Diese Bauform revolutionierte die Architektur der Moderne, da die Wände von ihrer tragenden Funktion befreit wurden und sich dadurch völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten auftaten.Die Medienkünstlerin Lotte Schreiber begab sich für dieses Projekt auf eine winterliche Reise durch Griechenland um anonyme Architekturen, jene dort häufig anzutreffenden Betonskelette filmisch aufzuzeichnen. In kargen Berg- und Küstenlandschaften findet sie diese unvollendeten, als Wohnhäuser oder Hotelanlagen konzipierten Raumfragmente, die sich als geometrische Fremdkörper in die mediterrane Umgebung einschreiben. Sie nutzt mittels streng kadrierter Schwarzweissaufnahmen diese „primären Strukturen“ als Rahmen und geografisches Bezugssystem für die umliegende Landschaft. Während die Betonkuben systematisch auf Super 8 Film abgetastet werden, dokumentierte Schreiber die Autofahrt rund um den Peloponnes und auf der Insel Kreta mit einer Digitalvideokamera. In der metrischen Montage lässt sie die filmischen Materialien aufeinander treffen und konstruiert eine exakte zeitliche Struktur. Während bei den stakkato-artig geschnittenen Videosequenzen der O-Ton zu hören ist, sind die Filmaufnahmen mit elektronischen Sounds von Stefan Németh unterlegt. Dieses außergewöhnliche „Roadmovie“ ist der dritte Teil einer Versuchsreihe von Lotte Schreiber zur Erstellung von „filmischen Kartografien“. (Norbert Pfaffenbichler)